Staat und Petroleos de Venezuela

 
 

Es gibt wahrlich genügend Gründe um den "Angstaufschlag" auf den Ölpreis in den letzten Monaten hoch anzusetzen. Doch dass neben den Drohungen Sadam Husseins ein weiteres OPEC Land diesen Monat für Turbulenzen auf dem Ölmarkt sorgt kam recht unerwartet.

Die Krise im südamerikanischen Land begann als der Präsident Hugo Chavez versuchte dem "Staat im Staat", wie er die staatliche Erdölfirma Petroleos de Venezuela (PDVSA) gerne nennt, Herr zu werden. Venezuela ist mit einer OPEC Quote von 2,6 Millionen Barrel pro Tag der viertgrößte Ölexportteuer der Welt und liefert 15% des amerikanischen Öls.

Seit seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 1999 entlockt Hugo Chavez dem Staatsbetrieb jedes Jahr höhere Gewinne um damit seine linkspopulistische Politik finanzieren zu können. Zu dieser gehört auch eine disziplinierte Kartellpolitik innerhalb der OPEC und die tägliche Lieferung von 15 000 Barrel Öl zu einem Vorzugspreis an Cuba. Doch konnten die Petrodollars die Wirtschaft nicht in Schwung bringen. Die Politik hat ihm international viel Kritik und auch im eigenen Land nicht nur Zustimmung eingebracht - schon gar nicht bei den Mitarbeitern und Managern der PDVSA, die um notwendige Investitionen bangen und um ihre eigenen Privilegien fürchten.

Aus Sorge vor weiterer politischer Einflussnahme im Unternehmen reagierten die Angestellten von PDVSA auf die Ankündigung der Regierung das Direktorium austauschen zu wollen mit Streik. Am 10. April, nach sechs Wochen Streik, wurden nur noch 450.000 der 2,6 Millionen Barrel pro Tag gefördert und der Streik der Erdölarbeiter auf die ganze venezolanische Wirtschaft ausgedehnt. Dieser Generalstreik führte nach drei Tagen zu einer Eskalation der Gewalt, der mindestens 30 Personen zum Opfer fielen und mehrere hundert Verletzte. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch nicht mehr die PDVSA der entscheidende Faktor, sondern das Militär, welches ebenso gespalten ist wie die ganze Gesellschaft. Es kam zu einem Rücktritt Chavez und einem Präsidenten, der 48 Stunden regieren konnte, um dann wieder von seinem Vorgänger unter Hausarrest gestellt zu werden.

Letztendlich hat Hugo Chavez sein Ziel erreicht: am 14 April hat das gesamte Direktorium dem Präsidenten die Kündigung eingereicht. Neuer Manager ist der ehemalige Vorsitzende der OPEC, Alí Rodríguez. Es ist zu hoffen, dass er es schafft die Balance zwischen den linkspopulistischen Interessen des Präsidenten und den Geschäftsmöglichkeiten der PDVSA zu finden.

Der Ölpreis sank leicht nach dem Rücktritt von Chavez, da auf eine Lockerung der OPEC Politik spekuliert wurde. Nach seiner Rückkehr nahm der Markt dies allerdings zurück. Erklärtes Ziel Venezuelas ist es nun, die Explorationsaktivitäten auszuweiten und die Förderkapazitäten zu erhöhen. Dieses geschieht auch im Hinblick darauf, die Verhandlungsposition gegenüber den arabischen Ländern innerhalb der OPEC zu verbessern. Diese verfügen über zusätzliche Produktionskapazitäten, die insbesondere Saudi Arabien, zu einer dominierenden Rolle verhelfen.

 
 

Autor: Tim Wawer
Erschienen im ResssourcenJournal, www.ressourcenjournal.de